Was ist das „Espaço Solidário“?

Das Espaço Solidário (also der “Ort des einander Beistehens”), ist ein Seniorenheim, aber nicht irgendeines, sondern eines, dessen Konzept sich weit über die Grenzen Natals hinaus einen Namen gemacht hat. Der Geist Padre Sabinos ist hier immer wieder zu spüren, und es ist ein Ort des Lebens, im Gegensatz zu manch anderen Heimen, wo man sich des Eindrucks nicht ganz erwehren kann, dass sie Orte des Wartens auf das Ableben sind. Es wohnen hier 24 alte Menschen, weitere 24 Menschen sind Tagesgäste, d.h. sie schlafen zu Hause, aber sie würden tagsüber bei ihren Angehörigen nur rumsitzen oder -liegen und keiner […]

Was ist das „Casa Crescer“?

Es ist eine Ergänzungsschule. Wenn es bei uns oft als “Förderschule” bezeichnet wird, so ist das in der Sache auch richtig, weckt aber einen falschen Eindruck. Gefördert wird hier natürlich schon, aber es sind nicht in erster Linie Kinder hier, die eine größere Beeinträchtigung haben. Das Schulsystem in Brasilien ist übel. Die staatlichen Schulen funktionieren hinten und vorne nicht. Es gibt zwar theoretisch eine Schulpflicht, aber nicht wenige verlassen die Schule auf Zweitklassniveau. Das fällt unter anderem dann auf, wenn eine Verkäuferin nicht ohne Taschenrechner herausfindet, wie viel sie herausgeben muss, wenn das T-Shirt 16 Reais kostet und man mit […]

Was ist das „Espaco Livre“?

Im Grunde ist es ein Kindergarten. In Brasilien gehört die grundlegende Alphabetisierung schon zu diesen 3 (Pflicht-) Jahren dazu. Zur Zeit werden dort 190 Kinder betreut. die Hälfte am Vormittag, die andere Hälfte am Nachmittag. Da es sich beim Kindergarten eigentlich um eine kommunale Aufgabe handelt, kommt hier auch Unterstützung von der Stadt Natal, das bringt aber wieder Probleme mit sich, weil die Stadt nicht immer regelmäßig zahlt und dafür einen Wust an Verwaltungsarbeit verlangt, der dann wieder für die Betreuung vor Ort fehlt. Im Espaco Livre, also dem “Ort zur freien Entfaltung”, ist nun eine Generation von Mãe-Luizianern durch. […]

Was ist das Centro Sócio eigentlich?

Das “Centro Sócio Pastoral da nossa Senhora da Conceição”, also das Sozial-Pastorale Zentrum der Marienkirche in Mãe Luiza, ist rechtlich ein Trägerverein, der verschiedene Einrichtungen und Angebote betreibt, um die Situation der Menschen in ML zu verbessern. Es wurde von Padre Sabino gegründet, der in Benediktbeuern studiert hat und so mit dem ehemaligen Pfarrer in Penzberg (Steigenberg), Konrad Albrecht, in Verbindung kam. Da sich das Centro im Armenviertel befindet, kann für die Angebote im Großen und Ganzen nichts verlangt werden. Da das Centro an einigen Stellen öffentliche Aufgaben erfüllt, wird es auch öffentlich mitfinanziert, im Wesentlichen ist es aber auf […]

Warum wir immer noch dringend helfen müssen

Keine Frage: Eine Partnerschaft, die Hilfe zur Selbsthilfe liefern will, hat letztlich das Schicksal, genaugenommen sogar das Ziel sich überflüssig zu machen. Da wir hier Freunde haben, wollen wir nie überflüssig werden, dies wird auch so schnell nicht passieren, und wenn doch, dann bleiben wir immer noch Freunde und feiern das Leben. Es hat sich in diesen 25 Jahren Einiges verändert, aber es ist auch noch viel zu tun. Der Hunger im Viertel ist nicht mehr das große Problem, wenn hier sogar einige zu Dicke rumlaufen, (also – Nicht-Deutsche 😉 ) dann heißt das noch lange nicht, dass die zu […]

Die Gretchenfrage – Reisen und Entwicklungshilfe

Die Gretchenfrage ist hier nicht: “Heinrich, wie hältst du es mit der Religion”, und die Antwort wird hoffentlich auch nicht so schwammig sein. Die Frage ist wohl eher: “Warum fahrt’s es do hin und her, wo ma noch des Goid aa ois spendn kannt?” Diese Frage ist schon alt, weil sie (so ähnlich) sogar die Jünger Jesu gestellt haben, als eine Frau (war es Maria Magdalena?) ihm kiloweise Pflegeöl über die Füße gekippt hat, anstatt es zu verkaufen. 1. (frei nach Pater Sabino) Was willst du erzählen, wo ist dein Herz, wenn du von den Projekten sprichst, die dringende Unterstützug […]

Markt in Alecrim

Alecrim ist ein Ortsteil von Natal. Dort ist ein großer Wochenmarkt. (Ich glaube zweimal in der Woche) Das Treiben dort ist interessant und die Waren sind für Mitteleuropäer teilweise ziemlich unbekannt, ein deutscher Beamter des Gesundheitsamtes hätte aber sicher seine wahre Freude daran, denn er dürfte quasi jeden Stand schließen. Über den Ständen ist ein großes Zeltdach, so dass man wie in einem großen Tunnel unterwegs ist. Es gibt mehrere Reihen von Holztischen, auf denen die Waren aufgeschichtet sind. Die Tische schauen teilweise nicht mehr gut aus, weil darauf auch Knochen gehackt werden und Früchte mal ihren Saft lassen. Touristische […]

Brasilien und der Glaube

Wenn man sich in Deutschland in eine Frühmesse begibt, möchte man (so muss ich es leider sogar als Mensch, der sich gerne mitten in dieser Gemeinschaft bewegt) oft am liebsten gleich wieder rückwärts raus, weil man den Verdacht hat, sich in ein Requiem verirrt zu haben. 30 Menschen in einer Kirche für 200 Leute, gut verteilt, alle im Alter zwischen 70 und 95, dazu Musik von 1695, wo von den armen Sündern im Jammertal gewinselt wird. Die erste Regung: Das zücken des Geldbeutels bei der Gabenbereitung. Dabei hat man den Eindruck, dass man sich ernsthaft Sorgen macht, ob der Nachbar […]

Tanz durch den winterlichen Regen

Da wir uns gerade im brasilianischen Winter befinden, kann es schon mal sein, dass es regnet, denn Winter bedeutet im Nordosten Brasiliens, dass es von etwa Mai bis Juli etwas kühler und relativ feucht ist. Das kann im August vorbei sein, ist es im Moment aber nicht. Heute hatten wir eigentlich vor, den weltgrößten Cashew-Baum zu besuchen, von dem man erst vor kurzem bemerkt hat, dass er doch aus drei Bäumen besteht. (War also doch nichts mit dem Guennesbuch) Dann wollten wir Strände im Süden von Natal abklappern und ein paar Delphine sehen. Als wir uns wunderten, dass wir nach […]

Wie klingt Mãe Luiza?

Um eines gleich zu klären: Ganz anders als eine deutsche Kleinstadt. Ich denke, dass der wesentliche Unterschied im anderen Verhältnis zum Lärm liegt. Fangen wir mit der Nacht an: 2.00 Uhr: Die Zykade – oder irgend so ein Zirp-Viech – singt ihr Lied und will (wie viele Brasilianer 🙂 das andere Geschlecht beeindrucken. Mehrere Gestalten bewegen sich singend durch das Viertel. Dabei singen sie um einiges schöner als die heimischen Nacht-Prolls in der Bahnhofstraße. (Den Schlaf verhindern sie allerdings genauso nachhaltig.) Im Zehnminutentakt landen Mosquitos auf Kopf und Händen. Erst eine Baby-Mückenschutz-Lotion mit heimischen ätherischen Ölen aus der Apotheke setzt […]