Markt in Alecrim

Alecrim ist ein Ortsteil von Natal. Dort ist ein großer Wochenmarkt. (Ich glaube zweimal in der Woche) Das Treiben dort ist interessant und die Waren sind für Mitteleuropäer teilweise ziemlich unbekannt, ein deutscher Beamter des Gesundheitsamtes hätte aber sicher seine wahre Freude daran, denn er dürfte quasi jeden Stand schließen.

Bild vom Markt in Alecrim
Die schönste Nebensache der Welt (ab einem gewissen Alter 🙂 ): Das Auslöffeln einer frischen Kokosnuss

Über den Ständen ist ein großes Zeltdach, so dass man wie in einem großen Tunnel unterwegs ist. Es gibt mehrere Reihen von Holztischen, auf denen die Waren aufgeschichtet sind. Die Tische schauen teilweise nicht mehr gut aus, weil darauf auch Knochen gehackt werden und Früchte mal ihren Saft lassen.
Touristische Waren sucht man hier vergeblich. Es ist ein Lebensmittelmarkt, in den sich nur mal ein Stand mit Messern und mit Sonnenbrillen verirrt.
Die Früchte ergeben ein ganz besonderes Aroma, wie man sie von deutschen Gemüse- und Obstabteilungen nicht kennt.
Die Früchte sind für uns oft undefinierbar. Von anderen Arten Ananas angefangen, über Acerola-Früchte und Dinge, die man scheinbar nicht wirklich gut exportieren kann, die man also absolut nicht kennt bei uns.
Dass sie gut sind und man am liebsten ein Bad darin nehmen sollte, davon kann man allerdings ausgehen.
Neben den Gurken habe ich sonderbare Minigurken entdeckt – nennen wir sie Paradontose-Gurken. Denn in Wahrheit handelt es sich um eine längliche Zitrusfrüchte-Art, die man auch vom Baum essen kann, dann sind die aber so sauer, dass es einem das Zahnfleisch bis zum Zahnbein zurück zieht.

Bild von Cashew-Früchten
Die Cashew-Frucht: Nur eine „Nuss“ pro Frucht – und an die ist schlecht rankommen

Interessant ist auch die Frucht, die zur Cashew-Nuss gehört. Das ist eine apfelgrosse, apetitliche orange-rote Frucht, an deren Ende ein steinharter Wurmfortsatz rauslugt. In dem befindet sich genau eine Nuss.(Jetzt wisst ihr, warum die Cashew-Kerne verhältnismässig teuer sind.)
Die Frucht kann man auch essen oder aus ihr Saft gewinnen. Dieser hat einen ganz eigenen Geschmack, den man – wenn man ihn kennt – im Geschmack der Kerne aber wieder erkennt. Dieser Saft macht den Mund manchmal so trocken, dass man den Eindruck hat gar nichts flüssiges getrunken zu haben.

Die Fleischabeilung ist für uns Mitteleuropäer besonders gewöhnungsbedürftig.
Das Fleisch liegt ungekühlt auf den Holztischen. Ganze Hühner, Schweinsfüße, Schafrollbraten etc. eingeschlossen. Das Fleisch sieht teilweise etwas vergraut aus, ist aber noch nicht gekocht und besonders das Hammelfleisch plus Innereien erweckt die Sehnsucht bald wieder in die Früchteabteilung zu wechseln …
Scheinbar ist das keinerlei gesundheitliches Problem, denn es ist hier ganz normal und die Lebenserwartung eines Brasilianers ist so schlecht nun auch wieder nicht.

Bild von einem Bündel lebender Schalentiere
Dicke Fische und lebendes Schalengetier

Eine Steigerung ist die Fisch-Stichstrasse:
Dort fliegen einem die Schuppen um die Ohren, die gerade von Händlern beim Verkauf entfernt werden.
Eis zum Kühlen ist nicht vorgesehen, aber die Holztische, auf denen die Fische frei rumliegen, sind etwas aufgequollen vom Meerwasser.
Teilweise sind das riesen Fische, die hier rumliegen.
An Ständern neben den Tischen hängen Bündel von Krebsen, die sich noch bewegen.
Ein Mitteleuropäer, der Fisch nur filetiert aus der Supermarkt-Kühltheke kennt, erlebt hier schockartige Zustände und wird vermutlich umgehend zum Vegetarier.
Zwischendurch sollte man (um sich vom Schock zu erholen) unbedingt eine Kokosnuss trinken. Ja, trinken, denn das sägemehlartige Zeug, das bei uns als Kokosraspel verkauft wird, würde man hier vielleicht aufs Schmirgelpapier kleben, aber nicht essen.
Die Kokosnuss (außen grün) wird mit einer Machete geköpft und das Innere mit einem Strohhalm erschlossen. Wenn man brav ist, wird der Händler die Nuss nach dem Trinken zerteilen, und man kann mit einem Splitter der Nussschale das butterweiche Innere herauslöffeln. (Wenn man dies eben nicht tut, wird einem das Ganze dann in Europa als weisses Sägemehl verkauft…)

Außerdem sind da noch die vielen verschiedenen Arten von Bohnen(-kernen) und Reis, die in Brasilien zum absoluten Grundnahrungsmittel gehören, die verschiedensten Gewürze in großen Säcken (nicht in 15g Doserln) und die durch die Gänge wuselnden Kinder, die einem gerne Tragetaschen verkaufen würden, und die einen wieder daran erinnern, dass man auf Taschen, Photos und Handys aufpassen sollte, weil dieses Gewusel ein hervorragendes Revier für Taschendiebe abgeben kann.
Zum Glück haben wir unsere drei brasilianischen Body-Guards dabei.

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