Was ist das „Casa Crescer“?

Es ist eine Ergänzungsschule. Wenn es bei uns oft als “Förderschule” bezeichnet wird, so ist das in der Sache auch richtig, weckt aber einen falschen Eindruck. Gefördert wird hier natürlich schon, aber es sind nicht in erster Linie Kinder hier, die eine größere Beeinträchtigung haben.

Photo einer Aufführung in der Ergänzungsschule
Die Flöten-Vögel zur Geschichte der Bauern aus dem Hinterland. – Wir durften der Präsentation des Themas der letzten Wochen beiwohnen: – Im trockenen bäuerlichen Hinterland liegen die Wurzeln vieler Bewohner hier.

Das Schulsystem in Brasilien ist übel. Die staatlichen Schulen funktionieren hinten und vorne nicht. Es gibt zwar theoretisch eine Schulpflicht, aber nicht wenige verlassen die Schule auf Zweitklassniveau. Das fällt unter anderem dann auf, wenn eine Verkäuferin nicht ohne Taschenrechner herausfindet, wie viel sie herausgeben muss, wenn das T-Shirt 16 Reais kostet und man mit 20 Reais bezahlt.

In Brasilien werden die Lehrer schlecht bezahlt, dafür erscheinen sie dann auch nicht regelmäßig zum Unterricht. Das kann auch daran liegen, dass sie nebenher noch anderswo Geld verdienen müssen.
Die Kinder tuen es ihnen gleich. Regen am Morgen ist z.B. ein guter Grund nicht zum Unterricht zu erscheinen.
Das System ist eine Art Gesamtschule. Studieren kann theoretisch jeder, er muss nur vorher eine Prüfung, das sogenannte Vestibular, bestehen.
Wer eine öffentliche Schule besucht hat, hat da schlechte Karten, besonders wenn er arm ist und sich die Vorbereitungskurse für diese Prüfung nicht leisten kann.
Die Schulen im “Interior”, also dem Hinterland, sind etwas besser, als in den Städten. Das liegt auch daran, dass der Staat mittlerweile Programme auflegt, um die Landflucht zu stoppen.

Was macht also das Casa Crescer? Wer dort einen Platz bekommen will, bekommt diesen entweder für Vormittag oder Nachmittag, muss aber nachweisen, dass er die andere Hälfte des Tages eine Regelschule besucht.
Im Casa Crescer gibt es dann in ziemlich kleinen Gruppen Nachhhilfe, Hausaufgabenbetreuung und projektartige Angebote, die Wissen vertiefen, soziale Fähigkeiten fördern und die Vorrausetzungen schaffen, dass die Bildung in Mãe Luiza tatsächlich ankommt.

Bild einer Kunst-Unterrichtsstunde
Kunstunterricht im Casa Crescer

Im Casa Crescer (also dem “Haus des Wachsens”) gibt es 200 Schüler und 14 Lehrer. Zwei Gruppen mussten geschlossen werden, weil das Geld für die Lehrerbezahlung fehlt. (Mehr wie Mindestlöhne bekommen sie leider eh nicht.)
Da Schule wieder mal eine kommunale und staatliche Aufgabe ist, kommt auch (meistens) Geld von dort, das reicht aber hinten und vorne nicht, um die nötige Qualität zu verwirklichen.
Auf dem Lehrplan steht viel Sport (Die Kinder haben einen großen Bewegungsdrang) und auch Kunst und informationstechnische Grundbildung.

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