Padre Sabino – sein Lebensweg

Anlässlich des 10. Todestages von Pater Sabino Gentili wollen wir hier sein Leben und Werk in einer Beitragsreihe beleuchten und würdigen.

Ansicht Castel di Tora aus Wikipedia (cc-Lizenz)
Castel di Tora ©wikipedia; cc-Lizenz; Pippo-B

Sabino wurde 1945 als Sohn von Kleinbauern in Castel di Tora geboren. Das Dorf, 70 km nordwestlich von Rom, liegt malerisch in den Hügeln der Provinz Rieti und wird unter den schönsten Dörfern Italiens gelistet. Nichtsdestotrotz ist die Region aber seit langem von massiver Abwanderung betroffen.

Sabino verließ mit  11 Jahren sein Elternhaus, um in einem Internat der Salesianer die Schule zu besuchen; die einzige Möglichkeit für einen höheren Schulabschluss in der Gegend. Danach folgte er seiner Berufung. Er blieb bei den Salesianern, und studierte in Benediktbeuern Theologie. Nebenbei arbeitete er im Penzberger Krankenhaus. Über diese Tätigkeit fand er freundschaftlichen Anschluss zur Familie Zitar in Penzberg. 1973 wurde er zum Priester geweiht und ging 1974 auf Geheiß seines Priors nach Brasilien. Nach einem Pädagogikstudium in Minas Gerais kam er ins Salesianer-Kolleg nach Natal und übernahm dort bald die Leitung. Als er ein Jahr nach Europa zurückgekehrt war, reifte in ihm der Entschluss ganz an der Basis mit den Armen zu leben und zu arbeiten. Kinderbild Pater SabinoGeprägt von den Lehren der Einfachheit eines Franziskus in seiner Heimat, vom Ansatz der Jugendpastoral seiner geistlichen Heimat, den Salesianern, und durchaus auch von der Befreiungstheologie Brasiliens, beschloss er Gemeindepriester in Mãe Luiza zu werden. Dazu verließ er den Orden und zog 1980 in ein Haus inmitten der Favela, um sich ganz  den Menschen im Viertel zu widmen. Seinen Lebensunterhalt sicherte er durch verschiedene Jobs, u.a. in einer Bibliothek und bei einem Radiosender, später über die Leitung des brasilianischen Kindernotrufs „S.O.S. criança“. Da es sich bei Mãe Luiza lediglich um eine Pfarrvikarstelle handelte, wurde er von seiner Diözese dafür nicht bezahlt. Er gründete das sozial-pastorale Zentrum in Mãe Luiza und sicherte dessen Bestand durch ein Netzwerk an Gönnern und Helfern aus Brasilien, Deutschland, der Schweiz und Italien.

Einer seiner Unterstützer wurde ab 1983 Konrad Albrecht, der damalige Pfarrer in Penzberg / Steigenberg, in ihm fand er einen Bruder im Geiste. Dies wurden auch die Wurzeln unseres Partnerschaftsvereins, der 1987 mit ca. 10 Personen seine Tätigkeit aufnahm.
Sabinos Können im organisatorischen, pädagogischen und pastoralen Bereich, seine weltoffene, menschenfreundliche, glaubwürdige Art und sein sprachliches Talent – er sprach fließend Italienisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch – machten ihn zu einem hochgeachteten Gesprächs- und Verhandlungspartner, sowohl für die Menschen vor Ort, als auch für die Verantwortungsträger in Politik und Kirche. Sabino besuchte Europa so oft es ihm möglich war und empfing gerne Gäste und Praktikanten in Mãe Luiza.

Als er, seiner Endlichkeit bewusst, 2006 gerade das Projekt der Gründung der Stiftung „GeRecht“ in trockenen Tüchern hatte und deshalb wieder in Europa weilte, besuchte er als letzte Station der Reise seine Familie und sein Heimatdorf. Am Ende einer Prozession dort verstarb er an „seinem zu großen Herz“, wie es Ion de Andrade, der Kinderarzt im Centro Sócio, so zweideutig treffend formulierte.

Nach einer Schockstarre in Mãe Luiza wurde aber klar: Die Projekte enden damit nicht. Man begriff: „Sabino lässt uns nicht als Waisen zurück, sondern als Erben.“

Bild von einer Taufe
Pater Sabino mit seiner rechten Hand, Schwester Franziska, bei einer Taufe in den 70ern.

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