Brasiliens große Heilige

Für einen katholisch geprägten Bayern ist eins nicht so besonders: nämlich die Verehrung von Maria. Brasilien geht da nur noch einen Schritt weiter ins (für deutsche Augen) Kitschige. keine Kirche, in der nicht himmelblaue Airbrushbilder oder effektvoll beleuchtete oder quitschbunte Madonnen stehen würden.
Überhaupt gibt es viele Marienkirchen. Die heißen dann eben nicht “Unsere liebe Frau zu …” sondern “Nossa Senhora de …”

Auch das “Nossa, nossa” zum Beginn des brasilianischen Anmach-Hits “Ai se eu te pego” von Michel Teló ist von einem marianischen Spruch geprägt: Der brasilianische Aufschrei “Nossa!” heißt nämlich eigentlich “Nossa Senhora!” und bedeutet nichts anderes als “Heilige Maria!”; vergleichbar mit dem deutschen: “Um Gottes Willen!”, dem österreichischen “Jössas!”, oder dem bairischen “Spinn i!” oder “Ja, mi leckst am …!”
Bei den Frauennamen in Brasilien ist Maria mit Abstand der Häufigste: Die heißen dann Maria Aparecida (“die Erschienene”), Maria Socorro (“die Helferin”) oder Maria de Lourdes (“von Lourdes”). Im Alltag fällt das nicht so auf, da diese Damen dann z.B. nur “Aparecida, Socorro oder Lourdes” gerufen werden. – Der Passname ist in Brasilien oft nicht der Rufname.

Gesicht des Hl. Beton-Damians
Bruder Damião – laut der nachgebildeten aufgebahrten Leiche unterhalb des Denkmals war er ein kleines verhuzeltes Männlein, das Einfachheit und Armut predigte. Ob ihm das Denkmal gefallen hätte?

Doch eigentlich wollte ich von anderen Heiligen berichten: Die Überdimensionierten aus Beton.
Dass in Rio die 30 Meter hohe “Christus-der-Erlöser”-Statue” auf dem Corcovado-Berg (nein, nicht auf dem Zuckerhut – der ist daneben) steht, ist der Welt ja hinreichend bekannt, aber von seiner Art gibt es noch wesentlich mehr.

Bei Guarabira (im Staat Paraíba, nahe der Heimat von Iara, 200 km SW von Natal) steht seit 2004 eine fast ebenso große Statue des “Frei Damião”, ein Frater, also Laienbruder (im Unterschied zu einem Pater, der im Kloster lebt und auch geweihter Priester ist – komischerweise scheint Damião aber geweihter Prister gewesen zu sein).
Damião war ein aus Italien stammender Franziskaner- (Kapuziner-) Mönch, der 1997 mit 98 Jahren in Recife starb. 2003 wurde er selig gesprochen, heilig noch nicht.
Er scheint ein großer Prediger gewesen zu sein, mit bodenständigen und konsequenten Botschaften, Protestanten stand er wohl – gelinde gesagt – sehr skeptisch gegenüber.

Bild der Beton-Rita von Santa Cruz
Die Heilige Rita – Der Eindruck lässt sich nicht verdrängen, dass es hier mehr um die Profilierung einzelner Politiker ging, als um gewachsene Volksfrömmigkeit.

Über Santa Cruz (im Staat Rio Grande do Norte, 100 km westl. von Natal) thront seit 2010 eine mit 42 Metern Höhe ziemlich riesige Heilige Rita. Sie hat zwar mit Santa Cruz nicht allzu viel zu tun, aber sie soll nach Ansicht einiger Lokalpolitiker den Tourismus in dieser Gegend ankurbeln. Die Einheimischen sind skeptisch, die Besucherströme bisher mäßig.
Rita war eine Italienerin, die im 15. Jahrhundert lebte und Ordensfrau war. Mit 62 Jahren wurde an einem Karfreitag eine blutende Wunde an ihrem Kopf festgestellt, die von nun an bis zu ihrem Tod dort blutete. Man deutete sie als Wundmale der Dornenkrone Christi. Da Rita als Helferin in ausweglosen Situationen gilt, ergibt sich möglicherweise eine Patronatsschaft für das nordöstliche Interior Brasiliens, wo es oft ausweglos trocken ist.

Von solchen Statuen gibt es in Brasilien durchaus noch ein paar.
In Deutschland gibt es in dieser Größenordnung kaum Denkmäler, schon gar keine Heiligen. Weltweit ist Brasilien damit aber nicht ganz allein.

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