WJT Rio 2013 – Ankunft und “missionarische Woche”

Airbus A 380
Wenn schon am Flughafen Schluss ist mit der Reise, hilft auch kein A 380 mehr … © Martina Friedl / pixelio.de

Als Vorbereitung auf den Anblick des Papstes (Brasilien ist ja schließlich ziemlich katholisch) sollen alle Teilnehmer des Weltjugendtages (WJT) eine missionarische Woche absolvieren. Das war für manche Teilnehmer wohl so entsetzlich, dass sie mit fehlenden Einreisevoraussetzungen am Flughafen ankamen. Von den 17 Studenten (16 Frauen, ein Mann) hatte eine Teilnehmerin nur ihren amerikanischen Reisepass und den deutschen Ausweis dabei. Mit dieser Ausweisform hatte sie schon öfters Schwierigkeiten, schlussendlich war sie aber immer über die Grenzen gekommen. Nicht aber diesmal. Nicht beim Einchecken, nicht an der Passkontrolle, sondern beim Einsteigen wurde sie zurückgerufen und musste auf deutschem Boden bleiben. Da wollte ihr Freund (der einzige Mann) nun auch nicht mehr mit. Der Flug begann deshalb mit ziemlich gedrückten Mienen.

15. Juli 2013

Schloss São Paulo
Auch in São Paulo gibt es ein europäisch anmutendes Schloss. © Carlosh / pixelio.de

Begrüßung in Sao Paulo auf brasilianisch!!! Ana-Claudia, unsere brasilianische Reisebegleitung, empfing uns mit bekannt brasilianischer Herzlichkeit.

Auf der Fahrt durch die überdimensionale Stadt (20 Mio. Einwohner) sehe ich immer wieder Natal vor meinem geistigen Auge – nur um Diemensionen größer: Die gleichen Fußgängerbrücken über riesige Straßen, die gleichen heruntergekommenen Häuser, die gleichen Hochhäuser, der Beton genauso schwarz und hässlich verwaschen…

Nach dem Bezug eines Zimmers im “Centro de Encontros Sagrada Familia” besuchen wir ein Haus mit zwei Padres, die Jugendliche als Trainer ausbilden, die wiederum Multiplikatoren sein sollen. Ein illegal erbautes Haus, das später legalisiert wurde, dient ihnen als Unterkunft. Daneben eine Plastikfabrik, die bei anderen Wetterlagen einen entsetzlichen Gestank verbreitet, ein Sendemast, der fast optisch erkennbar seine Strahlen verbreitet, aber das hindert sie nicht an ihrer Arbeit.

Anschließend machen wir einen Rundgang durch eines der 3 Stadtzentren. So viele Obdachlose habe ich noch in keiner Stadt gesehen. Erschütternd….

16.Juli 2013

Haus der Alianca de Misericordia
Haus der Alianca de Misericordia
© Gisela / FrKr ML

Mit der “Alianca de Misericordia” verbringen wir den heutigen Tag. Stützpunkt ist die “Kirche des guten Todes”. Makaber, aber ein Relikt aus der Sklavenzeit. Die Sklaven, die zum Tode verurteilt waren, durften hier eine letzte ruhige Nacht verbringen, bevor sie zur “Kirche der Gehängten” mussten, um ihre Bestrafung entgegenzunehmen. Maria als Fürsprecherin der Christen, vor allem derer, die sich nicht selbst an Gott zu wenden wagten, ist hier in allen Formen zu sehen. Maria als Kind, Maria Immatriculata, Maria der Schmerzen, Maria…

Mit den Angehörigen dieser geistigen Gemeinschaft gehen wir auf die Straße, um mit Obdachlosen in Kontakt zu treten. Wir kommen an einer “Ansiedlung” vorbei, wo 50 Obdachlose leben – ein Platz, mitten im Zentrum, an dem es nach Ausscheidungen riecht, Decken am Boden liegen, einzelne Männer sitzen, liegen, stehen. Die “besseren Bleiben” sehen wie Hundehütten aus und sind aus Karton oder dünnem Holz wie eine kleine Kiste gebaut. Erschütternd!!!!!!!

Platz vor der Kathedrale von São Paulo
Vor der Kathedrale in São Paulo leben viele Obdachlose
© Gisela / FrKr ML

Am Platz vor der großen Kathedrale leben auch sehr viele Obdachlose. Hier ist Umschlagplatz für Drogen, und krumme Geschäfte aller Art werden getätigt. Bei einer Razzia werden zwei Männer und eine Frau auf Waffen untersucht, dann aber wieder frei gelassen. Dennoch ist die Stimmung hier nicht bedrohlich. Wir werden als Touristen deutlich wahrgenommen, sind aber in Begleitung der “Missionare” und werden wohl deshalb nicht angebettelt. Die Missionare gehen auf einzelne Obdachlose zu, reden und beten dann mit ihnen. Sie laden sie ein, in ihr Haus zu kommen, wo es Essen gibt. Dieses Angebot nimmt aber niemand an. Warum? Sie kommen mit dem Geregelten nicht zurecht. Und das geht so weit, dass sie nicht mal zum Essen dort hingehen.

Der Abend bescherte uns noch ein Treffen mit der “Gemeinde” der ,Alianca de Misericordia’: Abendessen und Messe à la Brasileira! 2 Stunden Predigt in epischer Breite, Singen und Tanzen.

Um 23 Uhr kommen wir zurück in unser Quartier und fallen nur noch ins Bett.

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