a vida… Tapioca und der alltägliche Wahnsinn auf den Straßen

Gestern Abend sollte ein schöner Abend mit Tapioca-Essen werden. Leda, meine Gastmutter, geht gern zum Essen, aber nur wenn sie dazu eingeladen wird. Auch wenn für uns Deutsche die Preise recht erschwinglich erscheinen, für Brasilianer mit ihrem “salario minimo¹” sind sie das eben nicht.

Selfi von Gerhard und Leda
Leda und Gerhard bei einem Fest im letzten Jahr.
© Klaus /FrKr ML

Also gehen wir zum Strand von Natal, dem Praia do Meio, in dessen Touristenzentrum eine Tapiocaria ist.  Wir warten zwar lange, bekommen dann aber doch einen recht guten Tapioca² (so was wie Reibedatschi, nur eben aus der Maniok-Wurzel und nicht aus Kartoffel). Wir wollen uns anschließend noch die Beine verteten, den warmen Wind des Meeres spüren und gehen an der Strandpromenade entlang. Da hören wir plötzlich einen Knall – Reifen quietschen – ein Geschrei. Reflexartig drehe ich mich um und sehe einen Menschen am Boden liegen, ein Auto davor. Ein junger Mann, der unter Drogeneinfluss stand, wie sich später herausstellte, wurde von einem Auto angefahren, dessen Fahrer betrunken war… Leda, die immer Interessierte, ging zum Ort des Geschehens und fand die Umstände heraus. Ziemlich schockiert gingen wir zur Bushaltestelle, um nach Mae Luiza zurück zu fahren.  Doch wir mussten nicht lange warten, da kam ein Taxi, dessen Fahrer Leda wiederum kannte, und mit dem wir nach Hause gebracht wurden. Allerdings muss ich gestehen, dass ich lieber noch eine Stunde auf den Bus gewartet hätte, als die Ängste auszustehen, die ich während der kurzen Fahrt hatte. In Affentempo und oft auf der Gegenfahrbahn raste der Fahrer seinem Ziel etgegen – Gott sei Dank nicht unserem Ende!!!

Bild vom Hochhausriegel zwischen Mãe Luiza und dem Strand
An der Strand-”Promenade”
© Joachim / FrKr ML

(Anm. d. Red.)

  • ¹ Das “salario minimo” (der Mindestlohn) ist in den letzten 15 Jahren kräftig gestiegen und liegt jetzt (2013) bei gut 680 Reais (260 €)
  • Das mittlere Einkommen in Brasilien liegt z.Zt. bei ca. (620 €). Laut einer brasilianischen Pressemeldung müsste ein vernünftiger Mindestlohn bei ca. 2900 R$ (1100 €) liegen. Das kommt mir ein bisschen viel vor, wird aber nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass lt. br. Verfassung ein Mindestlohn Ausgaben eines Arbeiters und seiner Familie für Ernährung, Wohnen, Gesundheit, Bildung, Kleidung, Hygiene, Transport, Freizeit und Vorsorge decken soll, und wenn man weiß, dass schon allen die Lebensmittel in Brasilien (von Obst und regionalem Gemüse mal abgesehen) ganz schön teuer sind.
  •  ² Tapioca ist ein dicker, weißer Pfannkuchen aus Maniok-Mehl. Das Aussehen erinnert an geklebte Kokosraspel, der Geschmack an ein Glas Leitungswasser und der Kauwiderstand an Kaugummi – is aber trotzdem gut – man kann ihn mit verschiedenen Füllungen zubereiten. – Ist auch ein typischer Snack, wie bei uns ein Crepe.
  • Tapiocastärke kann man für alles Mögliche zum Binden verwenden, Tapioca-Mehl (am besten neutral verpackt) eignet sich hervorragend, um am Ziel-Flughafen stundenlang festgehalten zu werden – wegen Drogenschmuggel-Verdacht.

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