Das Leben ist ein Labor – Sabinos Arbeit in Mãe Luiza

Bild von Padre Sabino im Viertel Mae Luiza

Anlässlich des 10. Todestages von Pater Sabino Gentili wollen wir hier sein Leben und Werk in einer Beitragsreihe beleuchten und würdigen.

Bild von Padre Sabino im Viertel Mae Luiza
Padre Sabino wie und wo er lebte: Mit und unter den Armen des Viertels, um mit ihnen Freud und Leid zu teilen und ihre Kräfte zu mobilisieren und zu bündeln.

Sabino selbst ist immer Schüler geblieben. Das Leben war für ihn ein andauernder Lernprozess mit den dazugehörigen Fehlern.

Pädagogik war für ihn der Weg, den Menschen Würde zu geben. Denn es geht nicht um Almosen, die die Welt verbessern und Ungerechtigkeiten beseitigen. Sabino wollte die Menschen selbst ermächtigen, ihre Rechte einzufordern und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Bildung war sein Schlüssel zur konkreten und nachhaltigen Verbesserung der Lebenssituation des Viertels und jedes und jeder einzelnen. Daher war es nur logisch, dass Sabino für den Weg Mãe Luizas einen Kindergarten, eine Schule und viele Kursangebote schuf.

Denn der Weg in Brasilien begann für Sabino als Lehrer an der Salesianerschule von Natal. Und auch als er die Pfarrstelle in Mae Luiza annahm, blieb er Pädagoge. Das Bildungssystem in Brasilien war und ist eine Katastrophe. Die staatlichen Schulen genießen einen schlechten Ruf, kostenintensive Privatschulen bringen die Schüler und Schülerinnen zum Abitur. An den staatlichen Schulen fallen zahlreiche Stunden waufgrund von Streiks der Lehrerschaft (wegen nicht gezahltem Lohn) aus. Millionen von Jugendlichen im Alter von 15 bis 20 Jahren besuchen noch immer die Grundschule.

© FrKr ML
Pater Sabino war hoch geachtet – so wie auch er den anderen stets Achtung entgegen brachte.

Sabinos Weg wuchs immer mit den Menschen, mit denen er zusammenlebte, er vertraute in ihre Möglichkeiten. Die Erzieherinnen und LehrerInnen für seine Einrichtungen bildete er selbst aus dem Viertel heraus aus. So übernahmen Frauen und Männer des Viertels Verantwortung für Kinder und Jugendliche.  Seine Methode war das Zuhören und er verfügte über die Kompetenz Ideen von Gruppen in große Projekte zu verwandeln. Er schuf Riesiges mit kleinen Samen. Man denke nur an die Siedlung „Sopapo“, die einfache Menschen in Mãe Luiza selbst bauten, um ein würdevolles Zuhause zu haben. Nebenbei erlernten sie dabei Berufe wie Maurer, Elektriker oder Schreiner.

Auf seine Initiative hin haben die Projekte von Mãe Luiza auch eine internationale Dimension bekommen, indem Menschen verschiedener Länder ins Viertel gekommen sind, um dort mitzuleben, dort zu lernen und zu arbeiten. Ohne zu übertreiben, Mãe Luiza ist eine kleine Zelle von Menschlichkeit geworden. Alle, die dort die Ideen und Realitäten mitentwickeln, entwickeln sich selber mit. Unabhängig von der Herkunft und ohne Rangordnung. Deutsche, Schweizer, Belgier, Brasilianer und andere haben ihr Herz für Mãe Luiza geöffnet.

Sabino hat gesagt, dass das Leben wie ein Labor ist, in dem etwas ausprobiert werden muss. Aus Fehlern müssen wir lernen. Der Samen, den er gesät hat, ist reich aufgegangen. In Mãe Luiza, in Natal, in Penzberg, in der Schweiz und andernorts.

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