Barbara ist von April bis Juni in Brasilien, um in den Einrichtungen mitzuhelfen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Aus Natal schreibt sie uns.
25.April: Heute war mein erster Arbeitstag. 8:00 bis 10:30! Eigentlich sollte ich Ballspiele mit den Kindern im Kindergarten machen und hatte mich auch darauf vorbereitet, aber dann hieß es plötzlich, dass ich doch Englisch unterrichten sollte, also spontan was Neues überlegen… Hat aber sogar ganz gut geklappt.
Abends bin ich mit Bruna in die Uni gegangen. Die erste Vorlesung (Antropologie) war recht interessant, ich habe sogar was verstanden, weil die Lehrerin langsam und deutlich gesprochen hat. Werde montags wohl nicht mehr in die Uni gehen. Aber falls ich nochmal gehe, unbedingt mehr anziehen (Pulli, lange Hose)! Es gibt eine Klimaanlage, auf der „17 °C“ steht. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber es war sehr kalt und zog. Der Unterricht ist eher wie in der Schule mit vielen Prüfungen zwischendurch und keinem Prof, der vorne steht und redet, sondern alle reden mit und fragen sehr viel.
29.April: Gestern Nachmittag war ich mit Leuten aus dem Altenheim ( Espaço Solidário) im Aquarium von Natal. Ich sollte mich um eine Dame kümmern, die allerdings noch sehr fit war und alleine laufen konnte. Viel reden konnte ich leider nicht mit ihr, ich hab nichts verstanden, aber es war trotzdem ein schöner und interessanter Ausflug. Insgesamt war für jeden Altenheimbewohner eine Person zur Hilfe und Unterstützung dabei.
1.Mai: Gestern war Gregis 9. Geburtstag mit „ein paar Gästen“. Tatsächlich waren es dann 20 Kinder und mindestens so viele Erwachsene. Es gab viel zu Essen und Spiele für die Kinder. Gefeiert wurde beim Farol (Leuchtturm), wo eine Tante mit Familie wohnt. Bei Festen wird mit Plastikgeschirr gegessen, das nach 1 Mal benutzen weggeschmissen wird.
Das Wasser geht leider den ganzen Tag schon nicht. Ich habe mit Eimer geduscht. Die Wasserversorgung klappt oft nicht oder es kommt nur wenig. Beim Wasserhahn im Bad muss man immer erst den Kopf abdrehen und einen Knopf hoch ziehen und dann wieder drauf schrauben.
10.Mai: Gestern früh hat es geregnet, dann bleiben viele Straßenläden einfach zu und es sind viel weniger Kinder im Kindergarten. Letztens ist im Regen eine Müllabfuhr an mir vorbei gefahren. Die Männer hatten richtig Spaß an der Arbeit, sind dem Auto hinterher gerannt, haben gelacht und gejohlt. Die mögen‘s wohl auch, wenn es mal regnet und nicht so heiß ist.
Abends war ich wieder beim Capoeira. – Alleine mit dem Bus, weil ich kein Internet hatte, um mich richtig mit der Josélia zu verabreden. Es war sehr anstrengend, hat aber viel Spaß gemacht. Leider hatte ich nicht mehr genug Kleingeld, um die Rückfahrt zu bezahlen, weil die Hinfahrt schon mehr gekostet hatte, als ich dachte. Der Busfahrer hat mich zum Glück trotzdem mitgenommen.
19.Mai: Mit dem Hund geht niemand spazieren (weil er andere Leute beißt, wie ich heute erfahren habe …). D.h. er kann nur ins Haus oder in das „Wäschegärtchen“ machen. Nachts sind die Türen zu, deswegen ist morgens irgendwo im Haus ein Kackhaufen und oft auch eine Pfütze zu finden. Der Haufen wird weggeräumt, aber bei der Pfütze warten sie einfach, bis sie kondensiert ist.
20.Mai: Heute bin ich vormittags mit Brunas Papa zur Arbeit mitgefahren. Um halb 8 ging es los, mit dem Auto 50 km die Küste entlang Richtung Süden. In verschiedenen Orten haben wir angehalten und „Papa“ hat Waschmaschinen und andere Geräte repariert. Einmal hatten wir eine halbe Stunde Zeit und sind den ewig langen, traumhaften Strand entlang spaziert. Außer Fischer und ein paar Buggys, die vorbei kamen, war dort kein Mensch. Auf dem Rückweg nach Mãe Luiza haben wir an mehreren Aussichtspunkten gehalten, damit ich Fotos machen konnte. Das war wirklich gigantisch! Es gibt riesige Militärgebiete, die stark bewachsen sind, wie im Urwald. Ich wohne gerade in einem Urlaubsparadies. 🙂 Schade, dass ich nicht noch mehr an den Strand und ins Meer gehen kann.
22.Mai: Ich bin gerade richtig gut drauf, weil ich so ein super Wochenende hatte. Nach dem Ausschlafen am Samstag war ich bei der neuen Treppe zum Strand, die nach dem Erdrutsch gebaut wurde. Sieht echt schön aus. Aber dann kam ich zum Strand („Miami Beach“) runter und war total überwältigt. Es war das Paradies! Soo schön! Ich war da ca. eine Stunde spazieren und wollte gar nicht mehr weg. Abends/ nachts war dann die große „Show“: Das Konzert von Wesley Safadão in der Fußballarena von Natal. Die Vorbands haben so um 9 angefangen, Safadão aber erst um halb 3, dafür bis um 6 Uhr morgens, als es schon lange wieder hell war. Ich hab viel getanzt, erst alleine und später hat mir ein Brasilianer richtiges Tanzen beigebracht. Die Musik war super! Schade, dass man sowas bei uns wenig hört.
17.Mai: Bruna hat mir diese Woche 2 Geschichten aus dem Kindergarten erzählt, die bei uns fast unvorstellbar sind: Eines der Kinder kriegt zu Hause kaum etwas zu essen, außer Semmeln mit Butter, weil die Familie kein Geld hat und die Eltern nicht arbeiten. Ein anderer Junge wurde letzte Woche von seinem Vater entführt, der ist einfach mit ihm abgehauen, keiner weiß wohin. Ich weiß nicht, wie es da weitergeht und ob die Polizei nach ihn sucht.
31.Mai: Nach dem Englisch-Unterricht im Kindergarten war ich beim Farol zum Haare schneiden. Die Tante hat nicht genau verstanden was ich wollte, aber ich bin ganz zufrieden.
Abends waren wir in einem riesigen Supermarkt. Die Hinfahrt war schon ein Abendteuer. Weil die Hauptstraße so voll war, sind wir über Straßen mit Pflastersteinen und dann komplett ohne Belag gefahren, nur mit Sand und vielen Löchern und Pfützen. Das kann man gar nicht mehr Straße nennen. Dort am Supermarkt angekommen, dachte ich erst, wir gehen in ein Möbelhaus oder Bauhaus, so groß waren die Regale. Es gab einfach Alles, v.a. an Nahrungsmitteln und in sehr großen Mengen. Die Eltern fahren dort einmal im Monat hin und machen einen Großeinkauf für ca. 500 Reais, also ca. 150 €.
8.Juni: Krass! 20 Tage nur noch! Und ich habe jede Gruppe nur noch max. 1 Mal, dann sind schon Ferien. Heute Vormittag hab ich die Fotos von Penzberg und München im KG gezeigt. Die Kinder waren vor allem vom Schnee begeistert und von den Blumen, die Betreuerin von den vielen Fenstern. Danach wurde getanzt, um für das Fest zu üben. Nachmittags geh ich wieder mit dem Altenheim in die Fußballarena und schiebe einen Rollstuhl.
15.Juni: Heute Vormittag war das erste Fest zum São João (Sonnwend) vom Kindergarten in der Arena do Morro. Wir haben erst viel getanzt und dann gab es Tüten voller Kuchen, Zuckerwatte, Popcorn, Saft und Maiskolben, vor allem für die Kinder. Die Kinder hatten alle total süße Kleidchen und Karo-Hemden an. Vormittags musste ich mich schon von 2 Lehrerinnen verabschieden. Obwohl ich nicht viel mit ihnen zu tun hatte, hab ich da schon geweint. Das wird noch heftig am Ende. Nach der Feier nachmittags hat der Júnior mich für die Zeitung in Mãe Luiza interviewt. Ich konnte echt gut auf Portugiesisch antworten. Er war überrascht, wie gut ich schon spreche. Er wollte alles Mögliche wissen: Warum ich her gekommen bin, was anders ist, was ich hier gelernt habe, was ich danach mache, was ich als Ingenieur hier an den Häusern machen würde, was ich den Leuten hier mitgeben will und vieles mehr. Ich bin auf den Artikel gespannt!