König Ludwig und Hundertwasser lassen grüßen

Nanu? Was machen denn die zwei in Brasilien? Vermutlich nichts, aber was wir da in der abgelegensten Wildnis fanden, erinnerte uns doch sehr daran.

Bild am Schloss
Ja, wos is denn des?

Die Hitze im trockenen Hinterland wird groß. Zu fünft sitzen wir im roten Flitzer von Aparecida. Flitzen tut er noch, aber er scheppert auch verdächtig, und so ganz sicher sind wir uns nicht, ob nicht irgendwann ein Teil abfällt. Das liegt ganz und gar nicht am Alter des Autos, auch nicht am Alter oder der Fahrweise der Fahrerin, sondern an der Straße.
Wir befinden uns über 100 km westlich von Natal im Nirgendwo. Der nächste größere Ort, “Serra da Tapuia”, ist schon mindestens eine halbe Stunde weg. Ein paar kleine Nester und einzelne Landhäuser tauchen immer wieder auf.
Dazwischen so etwas ähnliches wie Straßen, eher Sandpisten, von denen man nicht weiß, wo das nächste Megaschlagloch kommt, oder ob die Straße hinter der nächsten Kurve gar zu Ende ist. Diese Sandpiste hat den Bodenblechen des roten Flitzers schon arg zugesetzt, den Rest erledigen die Lombadas (die allgegenwärtigen Achsbruch-Querriegel in der Straße), die in den kleinen Käffern besonders hoch und kurz ausfallen. Das voll besetzte Auto setzt deshalb regelmäßig auf.

Bild auf dem Schloss
Überraschende Aussichten

Wir sind auf der Suche nach dem “castelo”. Obwohl sich dieses Bauwerk langsam rumspricht und touristisch interessant ist, gibt es fast keine Wegweiser. Mindestens dreimal haben wir schon die Einheimischen gefragt und die Richtung gewechselt, den besten Weg haben wir wohl auch nicht gefunden. Beim letzten Nachfragen waren wir schon 5 Kilometer vorbei gefahren, weil ein kleines Restaurant genau davor in der Sichtachse steht. Nun sind wir richtig! Wir fahren einen steilen Hang hinunter, den wir später fast nicht mehr rauf kommen, und da steht es vor uns:
Das Schloss von José Antônio Barreto, genannt Ze do Monte.

Bild Gesamtansicht Schloss
Ein wahres Luftschloss aus Stein

Das Schloss ist nicht bewohnt, war es auch nie, und ist deshalb weitgehend sinnfrei – wie es sich im Grunde ja auch von König Ludwigs Schlössern sagen lässt. In seiner Erscheinungsweise, mit den vielen Türmchen und wie es sich in die Landschaft einfügt, könnte es Hundertwassser geplant haben, aber es ist eben von Ze do Monte. Der wohnte auch schon in Natal und hat schon an mehreren Orten Schlösschen angefangen, dieses ist wohl am weitesten gediehen.
Einen Plan hatte er scheinbar nie. Unter anderem ist eine Felshöhle mit einbezogen, die wohl schon von Indios bewohnt war.

Blick auf das Castello
… mit Irrgarten (mitte rechts)
Die verschiedenen Ebenen, Türmchen und Öffnungen sind der reinste Irrgarten, in dem man schnell mal 10 Minuten rumläuft und nicht da rauskommt, wo man glaubte es zu tun.
Teilweise mutet die Statik auch etwas dubios an und der TÜV bräuchte eh nicht vorbei schauen, aber der Ort ist so phantastisch und unwirklich, dass man ihn gesehen haben muss. Gesehen! Drum schweige ich wiederum und lasse die Bilder sprechen.

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