Oh, wie schön – ein Besuch in Olinda und Recife

Wenn man in Brasilien nicht gleich mit dem „Airpass” die einzelnen Regionen anfliegen will -denn die Entfernungen sind riesig-, dann gibt es noch ein gut organisiertes Fernbus-Netz, das alle größeren Städte verbindet und dort jeweils im großen Bus-Bahnhof endet.

Zuckerrohrfelder
Das ist die Landschaft zwischen Natal und Recife: Unendliche Weiten an Zuckerrohr- und Palmplantagen.

Hat man unter den Privatanbietern erst mal den gefunden, der gerade in die gewünschte Stadt fährt, muss man sich noch ausweisen und eine Karte erwerben. Das ist in den großen Knotenpunkten nicht allzu schwer, abenteuerlich wird es, wenn man an einem Zwischenstopp raus oder rein muss, denn diese Haltestellen sind irgendwo am Rande der Autobahn, wo man zu einer etwa bestimmten Zeit aus- oder eingeladen wird. Der Busfahrer ist in der Regel informiert über Ein- und Aussteiger und eine Verkaufsstelle ist auch meist an dieser Station.
Dabei sind diese Stationsschalter schon gewöhnungsbedürftig. Es kommt vor, dass man seinen Ausweis durch einen Schlitz in einer verdunkelten Scheibe steckt und gar nicht sieht, mit wem man spricht. Bei sprachlichen Schwierigkeiten ist das besonders problembehaftet. Außerdem weiß man nicht, was die in diesem Kämmerlein tun. In einem Fall ist der Kartenverkäuferin einer unserer Einreisefragebögen aus dem Pass gefallen, das hat sie weiter nicht gestört. Hätten wir es nicht bemerkt, hätten wir im Grunde nicht mehr aus Brasilien ausreisen dürfen.

Der Bus selbst ist gut gekühlt. Wie in den meisten Tropenländern scheint man auf seine Air-Condition besonders stolz zu sein und kühlt lieber mal zu tief. Eine lange Hose ist also auf alle Fälle angebracht.
Zwischendurch steigt ein Getränke- und Sandwich-Verkäufer zu. Das ist ganz praktisch, denn die Entfernungen sind, wie gesagt, groß. In unserem Fall waren wir 3 1/2 Stunden unterwegs und stiegen einige Kilometer vor Recife aus. Zum Glück holte uns Hans, der Pousada-Chef, an der Bushaltestelle ab; keine Ahnung, wie wir uns sonst bis zu ihm durchgeschlagen hätten.
(Wer den letzten Bericht gelesen hat, weiß woher die Skepsis kommt. :-))

Doch nun zu Olinda:

Altstadt von Olinda
Olinda ist grün und klein – trotz seiner Größe

Um 1535 soll der erste Gouverneur beim Blick auf die frisch eroberte Bucht: “O, linda!” (“Oh, wie schön!”) gerufen haben, so heißt die Stadt heute noch, der Name beschreibt sie treffend.
Fast hundert Jahre später eroberten die Holländer das Gebiet. dabei wurde Olinda ein Raub der Flammen und stattdessen wurde in der Nähe ein kleiner Ort gegründet, aus dem sich Recife entwickelte. Das erklärt auch, warum die beiden Orte so nah beisammen liegen. “Recife” heißt übrigens nichts anderes als “Riff”. Diese befinden sich nämlich vor der Stadt und schützen sie – besonders den Hafen – vor den Wellen des Atlantik.

Altstadt von Olinda
Die Fassaden sind farbenfroh und gut gepflegt.

Etwa 25 Jahre später kamen die Portugiesen zurück, Olinda verlor trotzdem an Bedeutung.

Zum Glück! Denn Olinda blieb eine verhältnismäßig kleine Stadt (trotz seiner 350.000 Einwohner), die in der Altstadt all ihre Klöster und den kolonialen Stil bis in die Gegenwart rettete.
Die Stadt dürfte reich sein, der gut renovierten Altstadt nach zu urteilen, und ist voller Touristen. Da auch die Polizeipräsenz hoch ist, scheint man vor Kriminellen (vielleicht ein paar Taschendiebe mal ausgenommen) sicher zu sein.
Erwähnen sollte man allerdings noch, dass die ganze Welt vom Straßenkarneval in Olinda schwärmt.
Ich lass mal kurz die Bilder sprechen, Reiseführer über Olinda gibt es genug.

Panorama Olinda in Richtung Recife
Olinda vom Haupthügel der Altstadt aus. Im Hintergrund erhebt sich schon die Silhouette Recifes.

 

Recife ist anders:

Altstadt Recife
Die großen Straßen der Altstadt sind gut renoviert.

Es ist groß, geschäftig, ein Moloch. Darin leben 1,5 Mio Menschen in Unmengen von Hochhäusern. (… die verstädterten Außenbezirke nicht mitgerechnet – wie viele in den Favelas leben, weiß wohl auch keiner so genau)
Die Kriminalität ist enorm. Recife hält den unrühmlichen brasilianischen Rekord, was die Morde betrifft. (Doppelt so hoch wie in Rio.)
Ich fühle mich zwar wohler, wenn ich vor Einbruch der Dunkelheit wieder draußen bin, das liegt aber wohl eher an meinem Landei-Naturell, als an der konkreten Gefahr, denn es geht hier weitgehend um Bandenkriege.

Absolut sehenswert ist Recife auf jeden Fall. Es hat ebenso eine wunderschöne Altstadt, aber die Plätze sind größer, die Häuser höher und das Gewusel stärker.
Auch an dieser Stelle lasse ich besser die Bilder sprechen.

Panorama Platz
Ein Platz in Riff-Nähe am Rande von Recifes Altstadt

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