Padre Robérios Priesterjubiläum

Sagt der eine Pfarrer zum anderen: “Moanst, dass mia des no dalebn, dass da Zölibat obgschafft wead?” Sagt der andere: “Mia nimma, aber unsere Kinder vielleicht.”
Das fällt hinterkünftigen Bayern vielleicht ein, wenn sie von Pfarrer und Silberhochzeit hören, dabei ist der Pfarrer doch quasi mit Christus verheiratet, und da sind 25 Jahre doch was Besonderes.

Dies gilt für Brasilien noch viel mehr, als für Deutschland, denn in Brasilien ist ein Pfarrer grundsätzlich hoch geachtet und sein Wort hat mehr Einfluss, als das in Deutschland noch denkbar wäre. Da gibts dann sicher wieder die, die mit dieser Achtung gut auf hohem Ross in Reichtum leben, es gibt aber auch die vielen, die an der Basis rackern und ihren Auftrag ernst nehmen.

Jubiläumsbild von Padre Robério
Padre Robério – In Deutschland vermutlich für viele ein Bild, das Skepsis auslösen würde: Zwar ästhetisch, aber entrückt; für Brasilien ganz normal: So muss ein Pfarrer aussehen.
Viel wichtiger ist, was er ist: Ein glaubhafter Zeuge der Botschaft, ein “Macher”, der anpackt und echt ist.

Zu den Letzteren gehört auch Robério. Er ist in seinem Leben schon viel in den höheren Ebenen der katholischen Kirche herumgekommen und war auch eine Zeit in Rom. Man munkelt, dass er bei der Neubesetzung der Erzdiözese Natal auch durchaus als Bischof gehandelt wurde, aber sein Weg war ein anderer: Zurück an die Basis.
Er wurde Padre in einer großen Pfarrei, zu der Mãe Luiza, aber auch ein recht reicher Stadtteil gehört. Er wollte bewusst im Haus Sabinos, mitten in Mãe Luiza wohnen und steht rechtlich an der Spitze des Centro Sózio.

Er lebt einen großen Spagat: Wie kann man mit den Armen leben, mit ihnen an einem Tisch sitzen und gleichzeitig den Reichen, die ebenso quasi zum Freundeskreis zählen, nur soweit auf die Zehen treten, wie sie es vertragen. … aber der Spagat gelingt ihm gut, meine ich. Er hat einige zum Engagement bewegt und Verständnis für die Probleme der Armen erzeugt. Er versteckt sein Engagement nicht und brüstet sich nicht damit, er lebt einfach konsequent das Miteinander und ist auf “beiden Seiten” geachtet.

Natürlich kann er nicht Sabino sein, natürlich ist er nicht ganz so intensiv im Viertel präsent, aber er bewegt was und ist echt und überzeugend. Vermutlich das Beste, was dem Centro und Mãe Luiza nach Sabino passieren konnte.

Sein 25-jähriges Priesterjubiläum feierte er unterhalb von Mãe Luiza, in der großen Kirche, ein größtenteils reiches Viertel.
Die Kirche war gesteckt voll, vor der Kirche war ein “Public viewing” aufgebaut, für die Vielen, die nicht mehr innen Platz hatten. Auf dem Chor-Balkon eine lautstarke Band, als Gäste seine Begleiter auf seinem Lebensweg. Auch recht viele Mãe-Luizianer waren da, zumindest die Funktionsträger vom Centro Sózio.

Auch “Redi-Vida” (1), der lokale katholische Fernsehsender hatte vorbei geschaut.

Bild des Feier-Platzes vor dem Fest
Ein Bild, das schon erahnen lässt, wie groß das Fest auf dem Kirchplatz wurde. Dennoch hatten nicht alle Platz, die mitfeiern wollten.

Nach der Messe lange Reden und vermutlich witzige “Cordel”-Verse (2) auf Robério – wenn man sie als Sprach-Halb-Kundiger verstanden hätte.
Dann ein großes Essen auf dem Kirchplatz, an dem man für einen geringen Betrag teilnehmen konnte. Es waren viele hundert, wahrscheinlich eher tausend Teilnehmer. Mehrere Regenschauer verkürzten das Fest etwas, das auch noch von einer weiteren Band begleitet wurde.


 

(1)"Redi-Vida" nennt sich "Familiensender", und ist ein (Erz-)katholischer Fernsehsender aus Natal, wie es sie haufenweise in Brasilien gibt. Ein den Mãe-Luizianern vertrauter Reporter dort ist Carlos Santos. Er nennt sich gerne "Freund für immer" und war einige Zeit Stadtteilsvertreter für Mãe Luiza im natalesischen Stadtrat. Man sollte meinen, dass er sich für sein Viertel einsetzt, in Web und Zeitungen wurden aber immer wieder Vetternwirtschafts-Vorwürfe laut. Unter anderem in Zusammenhang mit den Immobilienmauscheleien an der Küstenstraße, die immer wieder schnell wie ein Damoklesschwert über dem Viertel hängen können.
(2)Die Cordel-Tradition kommt relativ nahe an bayerische G’stanzl ran – es handelt sich um erzählende, legendenartige, meist vertonte gereimte Verse)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.