Des glaab i jetz ned – Ein Ausflug zu Padre Luiz Paulo

Bild in der Kirche von Mãe Luiza
Abschiedsmesse von Luiz Paulo in Mãe Luiza

Abendmesse:
Padre Luiz Paulo, der momentan letzte Kaplan von Padre Robérios großer Pfarrei feiert seine Abschiedsmesse. Er bekommt nun eine eigene Pfarrei in der Erzdiözese.
Robério gibt ein paar seiner zahlreichen Aufgaben ab und leitet die Pfarrei nun alleine – natürlich weiterhin mit all seinen excellenten Mitarbeitern. Eine kleine Ministrantin weint bitterlich, die Menge ist ergriffen. Luiz Paulo war hier weitgehend für die Jugendarbeit zuständig.

3 Tage später:
Mit der obligatorischen halben Stunde Verspätung setzen sich drei Busse in Richtung Luiz Paulos neuer Wirkungsstätte in Bewegung, wo er heute seine erste Messe feiern wird. Für viele hier, die selten aus dem Viertel raus kommen, eine große Reise.
Die drei Reisebusse mit etwas verdunkelten Scheiben und defekter Klimaanlage fahren aus undurchsichtigen Gründen durch enge Gassen Mãe Luizas und verirren sich dann für ungefähr eine Stunde im Berufsverkehr Natals.
In einem Bus ist die Pfarreijugend, im zweiten alle Möglichen und im dritten sind die Legionärinnen Mariens und deren Sympatisanten mit der glaubhaften Warnung “Ich bin ein Missionar” auf dem T-Shirt, und natürlich wir, die Penzberger.
Auf der Fernstraße angekommen wird Kaffee und Kuchen ausgepackt. Nachdem ein paar von uns diese Dinge erworben haben, mischt sich eine Frau im roten T-Shirt ein. Sie versucht folgende äußerst komplizierte Situation zu entwirren:
Es wurden offenbar 2 Tassen Kaffee für je 1 Real ausgegeben und 3 Stück Kuchen für auch je 1 Real. In dem Geschrei, das mindestens 15 Minuten anhält, wird nicht ganz klar, ob man nicht weiß, wer wie viel Wechselgeld bekommt, oder ob der Kaffee schlicht und einfach nichts kosten sollte. Die sprachlich Unbedarften beginnen vorsichtshalber ein Schuldbewusstsein zu entwickeln und haben Angst aussteigen zu müssen.

Bild im Bus nach Tibau / RN
Im Bus steigt die Stimmung.

Bald darauf wird es einer Missionarin, nennen wir sie Blechbixn, langweilig. Sie beginnt in einem beängstigend dicken Buch zu blättern und singt lauthals heilige Lieder. Die ersten 20 Minuten ist dies auch durchaus schön. Einige andere stimmen ein, eine andere Frau, nennen wir sie Lachsack, durchdringt einstweilen den restlichen Bus mit ihrer Heiterkeit.
Mittlerweile ist es dunkel und es regnet etwas.
Der Bus stoppt unvermittelt auf der Fernstraße. Es werden Kaffekannen zwischen den Bussen ausgetauscht.
10 Minuten vor Messbeginn erreichen wir unseren Zielort doch noch.

Die Kirche vor Ort wird gerade erweitert. Im Inneren ist noch der Rohbau erkennbar. Weil insgesamt etwa 7 Buss gekommen sind, sind vor der Kirche zwei große Zeltdächer aufgebaut, wo ein großer Teil der Gäste Platz finden soll.
Die Szenerie hat nur zwei Fehler:
Erstens: Der Platz vor der Kirche ist ein vielgenutzer Hauptplatz des Ortes, mit vielen Menschen, die nicht wegen der Messe gekommen sind.
Zweitens: Neben dem Zelt stehen Megaboxen, die drohen die Messe bis über das Gemeindegebiet hinaus zu übertragen. Diese Boxen sind kurz vor dem Übersteuern und haben ein Problem mit den Hochtönern.
Eine nicht zur Gemeinde gehörende Messnerin teilt die Sitzplätze zu. Ministranten aus ML, darunter auch die jetzt nicht mehr bitterlich Weinende, haben sich in Schale geworfen und stellen sich mit Luiz Paulo auf.

Einzug: Die Band beginnt zu spielen, 50 Leute vor der Box kämpfen mit dem Hörsturz, oder haben den Kampf schon seit Jahren verloren.
Ich entferne mich dezent.
Ein Ehepaar, das Hochzeitstag hat, hat sich zur Feier des Tages schon in ein nahes Restaurant zurueckgezogen – dort ist die Lautstärke ganz angenehm.
Kyrie: Es regnet wieder stärker, die Menschen, die an der Nahtstelle zwischen den beiden Zeltdächern sitzen werden nass und drängen die angrenzenden Leute raus in den Regen.
Gloria: Zwei weitere unserer Gruppe flüchten vor dem Lautsprecher und stehen Einheimischen bei, die das Treiben mit Zigarrette oder Bierdose in der Hand aus sicherer Entfernung verfolgen.
Predigt: Die Weihrauchministranten sind unterbeschäftigt und ziehen sich dezent in eine Kneipe zurück, wo sie bei Eis und Wasser bis zu ihrem nächsten Einsatz verweilen.
Gabenbereitung: Mehrere Hauptamtliche des Centro verbrüdern sich mit Penzbergern und Jugendlichen aus ML, um den nahegelegenen Strand zu begutachten. Auch dort bekommen sie noch genügend von der Messe mit. Es regnet nicht mehr.
Nach der Gabenbereitung: Der Geldsammel-Ministrant ist fertig. Er verlässt kurz die Kirche, um seiner draußen wartenden Freundin beizustehen. Die Beiden knutschen heftig, bevor der Ministrant nach vorrübergehender Triebbefriedigung seinem Dienst wieder nachgeht.
Wandlung: Einzelne Gäste werden in ihrem Gespräch von den einsetzenden Kirchenglocken gestört.
Kommunion: Ein weiteres Paar aus Penzberg gedenkt seines heutigen Hochzeitstages und isst mit mir eine Käsesemmel. Aus Pietätsgründen (und vielleicht auch, um dabei nicht direkt von Luiz Paulo beobachtet zu werden) halten wir uns dabei auf dem hinteren Teil des Platzes auf.
Abschluss: Ein betrunkener Reiter kommt auf seinem räudigen Pferd das zweite Mal an der Kirche vorbei. Dieses Mal scheint auch sein Pferd einen Eimer Caipi getrunken zu haben, es wirft ihn beinahe in den nebenstehenden Müllcontainer ab.
1. Festrede: Ein Hund kackt neben die Bustür und bringt damit bestimmt noch viel Freude in die Heimfahrt…
2. Festrede: Inzwischen haben einige den Platz und die umliegenden Kneipen vollständig erkundet. Die Exkursion findet ihren Abschluss bei einem Eis neben der Kirche.
Auszug: Ein kleines Feuerwerk erweckt die, die eingeschlafen sind, und ermahnt sie, allmählich zu überlegen, in welchen Bus sie einsteigen müssen.

Während bei der Hinfahrt erstaunlicherweise ein Plan existierte, wer in welchem Bus sein muss, und dieser Plan auch akribisch überprüft wurde, kümmert sich bei der Rückfahrt keiner mehr so genau um die Anwesenheit aller. Entgegen der Hoffnung einzelner finden auch Blechbixn und Lachsack in letzter Minute den Bus wieder.

Klaus ist eingeschlafen. Als er aufwacht, sitzt er direkt unter der tropfenden Kimaanlage und ist etwas nass.
Es wird lauter im Bus. Man sorgt sich um unsere Sicherheit. Es wird telefoniert, gerufen, gestikuliert … wir sollen nach der Ankunft der Busse unversehrt zu unseren Gastfamilien gelangen. Dazu würde man uns gerne in Watte packen und in einer Prozession durch die Straßen tragen. Fast gelingt dies auch, auf jeden Fall kommen wir mit guten Wünschen, vielen ermunternden Blicken und unversehrt ins Bett.

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