Erdrutsche in Mãe Luiza

Der nachfolgende Bericht ging heute an die Redaktionen der lokalen Presse in Penzberg.

In den Sportnachrichten liest man vom Spiel Italien-Uruguay (24.06.) vom „Glutofen Natal“ und „…die Hitze war brutal…“. Im Internet kann man ein Video vom 23.06. anschauen, wie wiederum ein Haus in Mae Luiza abrutscht:
http://www.youtube.com/watch?v=vIkt5gvCd8M

Für heute bis Freitag sind wieder Regenfälle angekündigt. So ist der Winter im Nordosten Brasiliens.

Die Küstenstraße
Die Küstenstraße

Am 13.06. war der erste große Erdrutsch, am Fronleichnamstag (19.06.) der zweite und der letzte vorgestern 23.06. Laut Meldung der Online-Seite des größten brasilianischen Fernsehsenders GLOBO von heute sind 36 Häuser zerstört und 80 bis 110 Häuser sind Risikofälle unterschiedlicher Gefährdung und nicht bewohnbar. Eine regionale Tageszeitung schreibt von 270 betroffenen Familien in Mae Luiza und 475 in ganz Natal.

 

Uns haben inzwischen verschiedene eMails unserer Freunde aus dem Viertel erreicht. Die Situation kann man dreigeteilt betrachten.

Zunächst ist eine enorme Hilfsbereitschaft der Bevölkerung gegeben. Padre Robério schreibt am 18.06.: „die Kirche ist voll mit Kleidung, Nahrung und anderen Spenden!“
Desweiteren scheint man sich wirklich um die Betroffenen zu kümmern. Padre Robério schreibt am 23.06.: „Die Stadt hat ein Büro in der Schule Antonio Campos eingerichtet, um die Anliegen der Gemeinde zu erfassen. Ein Ausschuss zur Koordination der Hilfe, in dem ich ein Vertreter bin, wurde eingerichtet. Auch wurde ein Ausschuss mit Vertretern der Menschen, die ihre Häuser verloren, eingerichtet, um den Dialog mit der Stadt zu führen. Die Presse berichtet laufend, auch im nationalen Fernsehen.“

Zerstörtes Haus
Zerstörtes Haus

Ein zweites ist die Ursachenforschung. Eine Gruppe von Geologen des Bergbau- und Energie-Ministeriums hat die Problemzone untersucht. Laut Meldung der Tageszeitung sollte der Bericht der Kommission gestern beim Bürgermeister Carlos Eduardo abgegeben werden, was nicht erfolgte und spätestens heute erledigt sein soll. Darin werden Ursachen und Maßnahmen beschrieben.

 

Wir halten uns zunächst an die Meinung, die sich unsere Freunde gebildet haben. Josélia Silva dos Santos schreibt am 16.06.: „Und wie kam es dazu? Gut, es gibt einige Gründe, die zusammenkommen, aber der Hauptgrund ist wohl, dass die Hochhäuser am Strand gebaut wurden. An der Stelle des Erdrutsches war schon für ein neues großes Gebäude ausgehoben. Es wurde bereits viel Erde abgetragen, der schwere, nasse Sand rutschte nach und mit ihm auch Wasserrohre, was alles noch verschlimmerte.“
Dr. Ion Andrade und Professora Dra. Maria Dulce P. Bentes Sobrinha, beide schon Besucher in Penzberg und Kämpfer der ersten Stunde mit Pater Sabino, haben uns eine Analyse des Geschehens geschickt. Sie nennen vier Gründe:

  • Stützwände und andere Arbeiten zur Sicherung der gebauten und des zu bauenden Hochhauses am Dünenhang haben den natürlichen Abfluß des Regenwassers zu einem günstigen Drainage-Korridor verhindert
  • Die Unterdimensionierung des Abwasser- und Regenwasserkanalnetzes der Rua Guanabara ist schon lange bekannt. Die Stadtverwaltung verfolgt das Thema seit zehn Jahren ohne es an eine kompetente Organisation weiterzugeben.
  • Unerlaubte Verbindungen zum Abwasser- und Regenwasserkanalnetz, außerdem Verstopfung der Rohre durch die Anhäufung von Müll
  • Sintflutartige Regenfälle

Ion und Dulce haben schon den Kampf um das Bodenrecht 2007 gefochten, Dulce ist Architektin, überaus kompetent und kennt die Abläufe in der Stadtverwaltung, nicht zuletzt Mae Luiza betreffend. Sie betonen auch nochmals das 1995 geschaffene Bodenrecht in Mae Luiza, das eigentlich eine verantwortungsvolle und restriktive Besiedelung des Viertels vorsieht, es gilt halt nicht für den Streifen an der Küste, an der die Hochhäuser stehen.

Ein drittes ist die Behebung des Problems. Aus der Mail von Dr. Ion Andrade:

Darüber hinaus lohnt es sich positiv herauszustellen:

  • die Solidarität der Gesellschaft, die Mae Luiza mit einer großen Menge an Spenden überflutet: Wasser, Kleidung, Lebensmittel, Bettwäsche, etc.    und
  • die Verpflichtung der Gemeinde zum Wiederaufbau der Häuser und zu den Arbeiten am Abwassersystem, verbunden mit einer Stadtgestaltung, die jenen Bereich des Viertels in einen sicheren, schönen und bewohnbaren Raum umwandeln kann.

Herzlichen Glückwunsch an die Gesellschaft für die Solidarität und an die Stadt, die die Initiative des Wiederaufbaus führt und gewährleistet, dass keine Umsiedelung der Familien stattfinden wird.

Noch ist es notwendig, die Sozialmieten zu konkretisieren, die von der Stadtverwaltung zugesichert wurden und dass die Obdachlosen während der Zeit der Fertigstellung der Arbeiten würdevoll untergebracht werden.

Jetzt ist die Zeit, die Reihen zu schließen, um das Zerstörte wieder aufzubauen, über die Umwelt und die Wirkung der Menschen auf sie zu lernen, Fehler zu korrigieren und aus dem Problem die Chance für bessere Tage zu machen.

Passt jetzt alles?

Bewohner verlegen Rohre
Bewohner verlegen Rohre

In der Tageszeitung „Tribuna do Norte“ steht heute (zusammengefasst): Während die Stadt den Bericht der Geologen erwartet, schreiten die Betroffenen zur Tat. Gestern, am 24.06., haben sie in dem Krater Rohre verlegt, um die Wasser der Regenfälle zu fassen und weitere Erdrutsche zu verhindern. Sie sind zuversichtlich, das Richtige getan zu haben.

Was stimmt uns hoffnungsvoll?

Carlos Eduardo, der Bürgermeister, ist ein ehemaliger Schüler von Padre Sabino, als dieser vor seiner Zeit in Mae Luiza die Privatschule der Salesianer in Natal geleitet hat. Er hat auch 2004 Pfr. Konrad Albrecht die „Medalha Sabino Gentili“ verliehen, die seine Verdienste um die Partnerschaft mit Penzberg würdigt. Er ist ein guter Bürgermeister, in diesen Tagen kann man in der Presse viel lesen über seine Bemühungen, das Problem für die Bewohner zu lösen.
Und: unsere Freunde sind stark, spätestens seit 2007 wissen sie, sich zu wehren und um ihr Recht zu kämpfen, sie haben gelernt, solidarisch zu handeln.

Was tun wir hier?

Wir können unseren Freunden unseren Zuspruch geben, für sie beten, aber auch konkret handeln. Wenn das mit der Soforthilfe für die Betroffenen gut weitergeht und das mit dem Wiederaufbau der Häuser klappt, bleibt unseres Erachtens noch eins: mit dem Wiederaufbau werden nicht alle Ausgaben für alle Betroffenen von offizieller Seite erledigt sein, es wird auch die Beschaffung von zerstörtem und unbrauchbarem Mobiliar, Hausrat, etc. vonnöten sein. Niemand wird ernsthaft in Erwägung ziehen, die Leute in Mae Luiza seien gegen solche Schäden versichert.

Hier möchte ich die Bitte um einen Spendenaufruf wiederholen:

Sie können die Betroffenen in Mae Luiza und uns mit einem Spendenaufruf unterstützen, das Geld soll den Betroffenen unmittelbar zukommen.
Spendenkonto: Partnerschaft Mae Luiza/Natal, Sparkasse Penzberg, IBAN DE52703510300000709832, BIC BYLADEM1WHM, Verwendungszweck ‚Erdrutsch‘
Bis 200€ gilt das Überweisungsformular als Spendenquittung, darüber hinaus sind wir berechtigt, eine solche auszustellen, wenn die Spender ihre Adresse angeben.

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