Mãe Luíza: Optimismus wagen – ein neues Buch zum Viertel

Schon erstaunlich, was aus der Favela Mãe Luiza in Natal geworden ist seit sich hier ab den 50er Jahren die Dürre-Vertriebenen des Hinterlandes rund um den Leuchtturm anzusiedeln begannen. Schon bemerkenswert, wie ein engagierter Padre aus Italien durch Zuhören, Hilfe zur Selbsthilfe und überzeugte Kontakte zu Unterstützern einen Samen gelegt hat, der das Viertel weitgehend zu einem Arbeiterviertel gewandelt hat.

Für den ersten Teil des Buches konnte der in Brasilien bekannte Autor Paulo Lins gewonnen werden. Er erzählt zunächst fiktiv, wie eine typisch brasilianische Familie aus dem Hinterland vor der Trockenheit fliehend in eine neu entstehende Favela kommt und sich dort ein neues Leben aufbaut – mit all den Verwicklungen, die Armut und Kriminalität mit sich bringen können.
Eine Geschichte, die sich so ähnlich in vielen brasilianischen Armenvierteln abgespielt haben kann.
Mit dem Auftauchen Padre Sabinos hält sich die Erzählung dann an die Fakten und zeigt auf, wie sich das Viertel bis heute entwickelt hat.

Das Viertel in seinen Anfängen

Im zweiten Teil stehen Fakten im Mittelpunkt. Es kommen die zu Wort, die als Mitarbeitende und Freunde des Viertels die Entwicklung geprägt und begleitet haben: Zum Beispiel der Kinderarzt Ion de Andrade, Nicole Miescher von der Ameropa Stiftung bis hin zum Architekten der Sportarena Jaques Herzog.

Das Buch ist für alle interessant, die sich genauer in Geschichte und Entwicklung des Viertels einlesen wollen, aber auch für alle, die mit Entwicklungspolitik und dem Kampf gegen Armut und Ungleichheit zu tun haben.

Auch das ist heute Mã Luiza: Ein erfolgreiches Sportzentrum, das die Möglichkeiten und das Selbstbewusstsein der Bewohner verändert hat.

Das Erreichte ist zerbrechlich, wie die Rückschläge durch die Corona-Pandemie beweisen und Kämpfe gegen Immobilienspekulanten, die das Viertel gerne überrennen würden, immer wieder zeigen. Aber es ist ein notwendiger und akzeptabler Weg, will man an den großen Ungerechtigkeiten der Welt ernsthaft etwas ändern. Möglich sind diese Veränderungen definitiv. Recht beeindruckend z.B., dass im Viertel einst Zustände herrschten, die man von den Zahlen her als „bürgerkriegsähnlich“ hätte bezeichnen können, momentan liegt das Viertel bei den Zahlen schwerer Verbrechen unterhalb des Durchschnitts der Großstadt Natal.

Ion de Andrade, Nicole Miescher et al (Hrsg.): Mãe Luiza – Optimismus wagen, Verlag Lars Müller Publishers, Ameuropa-Stiftung, 2021. 276 Seiten, 35€; ISBN: 978-3-03778-689-5

Presse: Bericht über das Buch im Gelben Blatt

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