Die Müdigkeit konnte man Josélia und Wdérica noch ansehen, wie sie etwa zwölf Stunden nach ihrer Ankunft in Penzberg auf dem Parkplatz vor der Kirche standen und auf die Abfahrt in die Berge warteten. Das Wetter war auch nicht gerade einladend: trüb, trocken und wenig warm. Aber die Neulandhütte war gebucht, schon lange bevor wir von dem Besuch etwas wussten.
Wie jeder weiß ist ML auf den Dünen gebaut. Daher sind die beiden Damen es durchaus gewohnt, zu Fuß Höhenunterschiede zu überwinden. Aber eineinhalb Stunden nur bergauf, das ist dann doch etwas anderes. Wdérica war das erste Mal in Deutschland und dann eine derartige (Tor)tour! Wir schafften es mit Gummibärchen, Keksen, Schokolade, schlechten und guten Worten in deutsch und portugiesisch die Neulandhütte zu erreichen. Kein Regen hatte uns erwischt, wir waren bei guter Laune und das erste Eis des Kennenlernens war gebrochen.
Bei Kaffee und Kuchen erfuhren wir Neuigkeiten aus Mae Luiza. Allgemeine Dinge aus der Gemeinde und von Schwierigkeiten mit der Stadtverwaltung von Natal wurden erzählt, ebenso wie Neuigkeiten von diesen und jenen, uns persönlich bekannten Personen. Es war ein ständiges hin her an Sätzen und Worten in beiden Sprachen. Bei sehr schwierigen Verständigungsproblemen, wenn also Hände und Füße auch versagten, kam schon mal das Wörterbuch zum Einsatz. So rundete sich das Bild von der gegenwärtigen Situation in Mae Luiza. Es wurden noch einige Details in den Programmpunkten der kommenden Woche geklärt und nach dem Abendessen fehlten uns dann auch gänzlich die Worte. In einer solchen Situation beginnt man zu singen. Die Gitarre wurde ausgepackt und ein beinahe 15-stimmiger Chor gab sein bestes bis tief in die Nacht.
Der Schlaf wurde von prasselndem Regen und lautem Schnarchen begleitet und am Morgen spitzte die Sonne ein wenig hinter den Wolken hervor. Morgenmuffel und Frühaufsteher gewöhnten sich langsam wieder aneinander und so konnten wir gemeinsam gegen Mittag ins Tal ziehen, um uns den Anforderungen der Woche zu stellen.